Ich brauche eure Hilfe: Mir ist gestern eine spontane Storyidee gekommen. Nun würde ich eure Meinung dazu hören. Soll ich daran weiterschreiben, oder nicht. Hier ist was ich fabriziert habe:
Boris stand
regungslos in dem Tunnel, umgeben von seinen Trainern. Sie alle waren
in die weiß-blau-roten Trainingsanzüge seines Sponsors gekleidet.
Um sie herum befanden sich vier Sicherheitsleute in schwarzen Anzügen
und alle mindestens einen Kopf größer als er. Er stand regungslos
da und versuchte den Lärm auszublenden, den die kreischenden
Zuschauer im Inneren der Halle verursachten. Stattdessen
konzentrierte er sich auf das Gewicht des kunstvoll verzierten
Gürtels, den er über die Schulter gehängt hatte. Heute war seine
erste Titelverteidigung.
Im nächsten
Moment veränderten sich die Geräusche in der Arena. Die Menge wurde
für einen Moment still bevor ein grässliches Hip-Hop Lied aus den
Lautsprechern schallte. Boris konnte nur vermuten dass gerade sein
Herausforderer den Ring betrat.
„Du
bist der Champion!“
„Niemand
hat das Recht dich zu schlagen“
Die motivierenden
Worte seiner Trainer drangen leise an sein Ohr, als würde ein
unsichtbares Netz sie filtern. Boris beachtete sie nicht. In Gedanken
spielte er die letzten Monate seines Trainings ab, ging jede
Bewegung, jede Schlagkombination und jeden Wurf durch, den er
beigebracht bekommen hatte und vergewisserte sich, dass er alles noch
beherrschte. Dann wurde die Menge wieder still und Boris wartete auf
das Lied, was er schon ein halbes Dutzend Mal in den vergangenen
eineinhalb Jahren gehört hatte. Ein Chor aus weiblichen Stimmen
erfüllte den Raum während Boris langsam aus dem Tunnel durch den
langen, halboffenen Gang schritt, der zu beiden Seiten von Fans
gesäumt war. Der Chor der Frauen wurde lauter und es waren mehr
Stimmen zu hören, die zeitlich versetzt einen Text in einer fremden
Sprache rezitierten. Begleitet wurde der Gesang von einem Piano und
leisen Geigen, ab und an vernahm man auch eine einzelne Trommel. Je
lauter und schneller der Chor wurde, desto schneller schritt auch
Boris auf den Ring zu, wobei er seinen Herausforderer nicht aus dem
Blick ließ. Die Worte der Frauen glichen einer Windhose, die sich in
einen tosenden Sturm verwandelte, das Gebet, mit dem sie begonnen
hatten, war zu einer Litanei der Wut angewachsen. Und verstummte.
Boris öffnete den Mund zu einer Grimasse und enthüllte den
ebenfalls weiß-blau-roten Mundschutz, dann wurde die Tür des Käfigs
geöffnet, welcher den Ring umgab, und Boris trat hinein. Aus dem
Augenwinkel bemerkte er, wie sich seine vier Trainer hinter ihn
stellten. Dann fixierte er seinen Gegner, der etwas größer zu sein
schien, als Boris. Er hatte einen kahlen Kopf und war über und über
tätowiert, unverständliche Formen und Farben liefen von seinem
Oberkörper über alle seine Gliedmaßen und verschlangen sich auf
der Brust zu zwei parallel verlaufenden Ranken. Auch Boris
betrachtete das Tattoo, das seinen linken Arm zierte. Es ließ den
Arm an einer Stelle so wirken, als sei die Haut aufgerissen. Unter
der Haut schien sich Metall zu befinden, man erkannte auf die Haut
aufgemalte Formen von Röhren und Schläuchen, sowie einige stählerne
Streben. Ein ähnliches Tattoo zierte seine linke Brust, an der
Stelle wo sein Herz sich befand. Der Schiedsrichter, der
zwischenzeitlich den Käfig betreten hatte, winkte beide Kontrahenten
zu sich und ging noch einmal kurz die wesentlichen Regeln durch, dann
nahmen die beiden Kampfhaltung ein und der Gong ertönte. Sofort
wurde Boris ein anderer Mensch. Sein Gehirn schaltete in den
Leerlauf, während sein Körper mechanisch die Bewegungen ausführte,
die ihm in den letzten Monaten in Fleisch und Blut übergegangen
waren. Er befolgte strikt die Anweisungen seines Trainers, sich in
der ersten Runde nicht zu verausgaben und sich nur zu verteidigen.
Der Plan war, den Gegner müde zu machen und in den letzten Runden
erst offensiv zu werden. Doch plötzlich wurden alle Sinne von Boris
wach. Er blickte ins Publikum und sein Blick kreuzte den von der
Frau, die er seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sein
Verstand erkannte sie in einem Bruchteil einer Sekunde wieder und
sofort schoss eine Woge Adrenalin durch seine Venen. Seine
Nackenhaare richteten sich auf während sich eine Reihe von Szenen
vor seinem geistigen Auge abspielte und er begriff mit Entsetzen, was
er damals getan hatte. Auf einmal erschien ihm alles, was ihm im Ring
zustoßen würde, wie eine gerechte Strafe. Er senkte die Fäuste und
wartete geduldig auf den nächsten Angriff seines Gegners. Aus dem
Augenwinkel sah er die verdutzten Blick seines Trainers. Auch der
Schiedsrichter sah ihn überrascht an. Der Kick ließ nicht lange auf
sich warten und riss Boris von den Beinen. Während er zu Boden fiel
und seine Sinne ihn langsam verließen suchte er die Frau, doch er
sah sie nicht mehr.