Saturday, November 23, 2013

Spontane Storyidee

Ahoi

Ich brauche eure Hilfe: Mir ist gestern eine spontane Storyidee gekommen. Nun würde ich eure Meinung dazu hören. Soll ich daran weiterschreiben, oder nicht. Hier ist was ich fabriziert habe:

Boris stand regungslos in dem Tunnel, umgeben von seinen Trainern. Sie alle waren in die weiß-blau-roten Trainingsanzüge seines Sponsors gekleidet. Um sie herum befanden sich vier Sicherheitsleute in schwarzen Anzügen und alle mindestens einen Kopf größer als er. Er stand regungslos da und versuchte den Lärm auszublenden, den die kreischenden Zuschauer im Inneren der Halle verursachten. Stattdessen konzentrierte er sich auf das Gewicht des kunstvoll verzierten Gürtels, den er über die Schulter gehängt hatte. Heute war seine erste Titelverteidigung.
Im nächsten Moment veränderten sich die Geräusche in der Arena. Die Menge wurde für einen Moment still bevor ein grässliches Hip-Hop Lied aus den Lautsprechern schallte. Boris konnte nur vermuten dass gerade sein Herausforderer den Ring betrat.
Du bist der Champion!“
Niemand hat das Recht dich zu schlagen“
Die motivierenden Worte seiner Trainer drangen leise an sein Ohr, als würde ein unsichtbares Netz sie filtern. Boris beachtete sie nicht. In Gedanken spielte er die letzten Monate seines Trainings ab, ging jede Bewegung, jede Schlagkombination und jeden Wurf durch, den er beigebracht bekommen hatte und vergewisserte sich, dass er alles noch beherrschte. Dann wurde die Menge wieder still und Boris wartete auf das Lied, was er schon ein halbes Dutzend Mal in den vergangenen eineinhalb Jahren gehört hatte. Ein Chor aus weiblichen Stimmen erfüllte den Raum während Boris langsam aus dem Tunnel durch den langen, halboffenen Gang schritt, der zu beiden Seiten von Fans gesäumt war. Der Chor der Frauen wurde lauter und es waren mehr Stimmen zu hören, die zeitlich versetzt einen Text in einer fremden Sprache rezitierten. Begleitet wurde der Gesang von einem Piano und leisen Geigen, ab und an vernahm man auch eine einzelne Trommel. Je lauter und schneller der Chor wurde, desto schneller schritt auch Boris auf den Ring zu, wobei er seinen Herausforderer nicht aus dem Blick ließ. Die Worte der Frauen glichen einer Windhose, die sich in einen tosenden Sturm verwandelte, das Gebet, mit dem sie begonnen hatten, war zu einer Litanei der Wut angewachsen. Und verstummte. Boris öffnete den Mund zu einer Grimasse und enthüllte den ebenfalls weiß-blau-roten Mundschutz, dann wurde die Tür des Käfigs geöffnet, welcher den Ring umgab, und Boris trat hinein. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie sich seine vier Trainer hinter ihn stellten. Dann fixierte er seinen Gegner, der etwas größer zu sein schien, als Boris. Er hatte einen kahlen Kopf und war über und über tätowiert, unverständliche Formen und Farben liefen von seinem Oberkörper über alle seine Gliedmaßen und verschlangen sich auf der Brust zu zwei parallel verlaufenden Ranken. Auch Boris betrachtete das Tattoo, das seinen linken Arm zierte. Es ließ den Arm an einer Stelle so wirken, als sei die Haut aufgerissen. Unter der Haut schien sich Metall zu befinden, man erkannte auf die Haut aufgemalte Formen von Röhren und Schläuchen, sowie einige stählerne Streben. Ein ähnliches Tattoo zierte seine linke Brust, an der Stelle wo sein Herz sich befand. Der Schiedsrichter, der zwischenzeitlich den Käfig betreten hatte, winkte beide Kontrahenten zu sich und ging noch einmal kurz die wesentlichen Regeln durch, dann nahmen die beiden Kampfhaltung ein und der Gong ertönte. Sofort wurde Boris ein anderer Mensch. Sein Gehirn schaltete in den Leerlauf, während sein Körper mechanisch die Bewegungen ausführte, die ihm in den letzten Monaten in Fleisch und Blut übergegangen waren. Er befolgte strikt die Anweisungen seines Trainers, sich in der ersten Runde nicht zu verausgaben und sich nur zu verteidigen. Der Plan war, den Gegner müde zu machen und in den letzten Runden erst offensiv zu werden. Doch plötzlich wurden alle Sinne von Boris wach. Er blickte ins Publikum und sein Blick kreuzte den von der Frau, die er seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sein Verstand erkannte sie in einem Bruchteil einer Sekunde wieder und sofort schoss eine Woge Adrenalin durch seine Venen. Seine Nackenhaare richteten sich auf während sich eine Reihe von Szenen vor seinem geistigen Auge abspielte und er begriff mit Entsetzen, was er damals getan hatte. Auf einmal erschien ihm alles, was ihm im Ring zustoßen würde, wie eine gerechte Strafe. Er senkte die Fäuste und wartete geduldig auf den nächsten Angriff seines Gegners. Aus dem Augenwinkel sah er die verdutzten Blick seines Trainers. Auch der Schiedsrichter sah ihn überrascht an. Der Kick ließ nicht lange auf sich warten und riss Boris von den Beinen. Während er zu Boden fiel und seine Sinne ihn langsam verließen suchte er die Frau, doch er sah sie nicht mehr.