Thursday, August 29, 2013

Einpaar Gedanken zur Situation in Syrien



Kaum ein Thema wird im Moment heißer diskutiert als ein bevorstehender militärischer Eingriff seitens der USA und wahrscheinlich auch der Briten, die sich beide im Moment darauf vorbereiten, die Rebellen mit Waffengewalt zu unterstützen. Und mit Waffen, denn die EU hat vor etwa einem Monat offen bekundet, Waffen an die Rebellen liefern zu wollen.
Grund für die sich zuspitzende Situation ist ein Giftgaseinsatz in den Vororten von Damaskus, der Assad in die Schuhe geschoben wird.
Nun meine Frage: Liebe USA, liebe Briten, welche Beweise habt ihr dafür, dass Assad diesen Angriff durchführen ließ? Also wirklich handfeste Beweise, schriftliche Anweisungen, Videos eines Raketenstarts undso.
Ich meine, in einem Land, wo täglich Soldaten, Offiziere und Generäle die Seiten wechseln ist es nicht ausgeschlossen, dass jemand, der zur Bewachung dieser Depots abgestellt wurde, überläuft und einen oder zwei Kanister mitschleppt, möglicherweise mit dem Ziel, sie dann gegen Regierungstruppen einzusetzen.
Natürlich kann nicht jeder darauf zugreifen, wenn diese Waffen tatsächlich von der Regierung eingesetzt wurden, dann musste es dafür eine Anweisung gegeben haben, undzwar von ganz weit oben. Vermutlich von Assad selbst und der ist nicht dumm. Sonst hätte er sich nämlich nicht so lange im Amt halten können und hätte keine so große Basis an Unterstützern. Wenn er doch dumm ist, hat er zumindest einige intelligente Berater, die die Entscheidungen für ihn treffen und ihn bloß als Puppe benutzen. Wie auch immer.
Der verantwortlichen Person hätte klar sein müssen, dass die internationale Staatengemeinschaft zweifellos militärisch auf einen Einsatz von chemischen Waffen reagiert und die Schuld bei Assad suchen wird und ihn somit auch als Feind sehen wird. Mit anderen Worten würde sich die Regierung somit ins eigene Fleisch schneiden, denn wenn die USA oder die Briten im Zuge ihrer Invasion Assad in die finger bekommen, ereilt ihn vermutlich dasselbe Schicksal wie Saddam Hussein oder wie Gaddaffi, falls die Rebellen ihn erwischen.
Ich als Diktator, der an der Macht bleiben will, würde doch alles unternehmen, damit sich die internationale Staatengemeinschaft gerade nicht in den Konflikt einmischt. Und Massenvernichtungswaffen einsetzen gehört garantiert nicht dazu.
Nächste Sache. Nehmen wir an, ich wäre tatsächlich ein Diktator, hätte einen Bürgerkrieg im Land und wäre verzweifelt genug, chemische Waffen einzusetzen. Wäre es dann nicht das Sinnvollste, diese Waffen gegen die Rebellen einzusetzen, die meine Macht bedrohen, um ihre Reihen zu schwächen und ihre Moral zu brechen? Rein strategisch betrachtet wäre das doch eigentlich der klügste Schachzug. Warum zum Teufel sollte Assad diese Waffen dann gegen Zivilisten einsetzen, die ihn dann (in dem Glauben, dass er dafür verantwortlich ist) nur noch mehr hassen und in noch größeren Zahlen zu den Rebellen überlaufen?

Kurzum: In dieser Geschichte ist an allen Ecken etwas faul. Meine persönliche Theorie ist, dass die Rebellen dafür verantwortlich waren und es Assad in die Schuhe geschoben haben, in dem Bestreben, die USA und ihre Alliierten nach Syrien zu locken, möglicherweise weil sie es selbst nicht gebacken bekommen, ihren Diktator zu entthronen (man möge bedenken dass das syrische Militär in der Vergangenheit mehrere erfolgreiche Offensiven gestartet hat und durch die libanesische Hisbollah neue Verbündete gewonnen hat).
Aber das ist lediglich meine Theorie. Die Wahrheit kriegt vermutlich nie jemand heraus. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass die USA zumindest eine stichhaltige Begründung über die Grundlagen für ihren Angriff veröffentlicht. Oder dass ein zweiter Snowden auftaucht und Licht in die Dunkelheit bringt. Wo zum Teufel ist Wikileaks, wenn man sie braucht?

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