Hier wie versprochen die Halloween-Kurzgeschichte mit dem Hauptcharakter meines diesjährigen NaNos. Danke an das siliel für die wunderbare Idee.
Eine Warnung vorweg: Diese Geschichte ist unter dem Einfluss von epischer Musik entstanden. Ihr werdet beim Lesen sehen, was ich meine.
Der Marsch der Kürbisse
Lumius war der
erste, der von seinem Erbe erfuhr, und der erste, der beschloss,
gegen seinen Onkel vorzugehen. Zusammen mit den Rittern des Lichts,
welche ihn jahrelang versteckt und ausgebildet hatten, griff er die
ehemalige Hauptstadt des Kaiserreichs an. Doch das Schlachtenglück
war nicht auf seiner Seite gewesen, und er hatte die erste Schlacht
gegen die Dämonenhorden, welche die Stadt von einem Schleier aus
purer Dunkelheit umgeben hatten, verloren. Nun saß er, umringt von
seinen Generälen, im Hauptzelt, sie alle starrten schweigend die
Karte in der Mitte des Tisches an.
Sie grübelten
alle darüber, was als nächstes zu tun war. Auf einmal stürmte ein
Bote hinein.
„Meister
Luminus...“, keuchte er, bevor ein weiß gekleideter Ritter mit
silbrigen Verzierungen an der Rüstung ihn aufhielt. Ein blonder
Junge, kaum älter als 15, winkte den Ritter beiseite.
„Sprich“,
wies er ihn an. Der Bote verbeugte sich dankbar. Er hielt Lumius,
ebenso wie die fast 10000 Ritter des Lichts, für den rechtmäßigen
König und behandelte ihn auch entsprechend.
„Verzeiht,
dass ich euch mit solch einer Nichtigkeit belaste, aber unter den
Gefolgsleuten wird der Wunsch breit, den Sturm auf die Stadt des
Lichts zu unterbrechen, um ein Fest mit ihren Familien zu feiern“,
erklärte der Bote ohne aufzusehen. Lumius runzelte die Stirn. Er
hatte nie viel von den Bräuchen der Bauern und Dorfbewohner
mitbekommen, welche sich ihm dankenswerterweise angeschlossen hatten.
„Was
für ein Fest ist es?“, wollte er wissen.
„Es
heißt Halloween und laut der Überlieferung dient es dazu, böse
Geister zu vertreiben“
Lumius nickte.
Davon hatte er etwas gehört.
„Ist
es das mit den ausgehöhlten Kürbissen?“
Der Bote nickte.
„In
unserer Heimat baut man Kürbisse extra für dieses Fest an“, sagte
er nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme.
Auf einmal kam
Lumius eine Idee.
„Wie
viele Bewohner hat die Hauptstadt?“, fragte er in die Runde.
„Etwa
150000“, antwortete einer seiner Generäle. Lumius lächelte, griff
nach einem Blatt Papier und kritzelte hastig einige Worte darauf,
bevor er sie mit dem Siegel der Sonne amtlich machte.
„Du
erhältst hiermit den Auftrag, 150000 Kürbisse zu beschaffen. Dir
sollen alle Mittel dafür gewährt werden“, befahl er und wandte
sich an seine Generäle.
„Wir
werden Halloween mit den Bewohnern der Stadt feiern“
Die Vorbereitungen
waren pünktlich zum Fest abgeschlossen und um Mitternacht des 30.
Oktobers öffnete sich in einer verdreckten Seitengasse in der
Hauptstadt eine Luke im Boden und ein schwaches, oranges Schimmern
stieg empor. Der Tunnel, der sich darunter verborgen hatte, führte
zu einem versiegten unterirdischen Bach. Früher hatten die Bewohner
ihren Müll hinunter geworfen, woraufhin er vom Wasser fortgespült
wurde.
Der Schimmer zog
sofort die Blicke der Kreaturen an, welche in den Straßen lungerten
und gierig darauf warteten, dass jemand sich unerlaubt aus seinem
Haus wagte. Die ersten vier Gestalten, die aus dem Tunnel stiegen,
waren verkleidet, ihre Ritterrüstungen und Schwerter waren verborgen unter einem schwarzen Umhang, und über die Helme hatten sie Masken
gestülpt, die ein schreiendes Gesicht darstellten. Jeder der vier
Männer hielt einen Kürbis in der Hand, in dessen Inneren eine Kerze
brannte. Augenblicklich begannen die Bestien, zu kreischen. Sie waren
gewöhnt, in der Dunkelheit zu sehen und selbst die schwächste
Lichtquelle erschien ihnen wie ein strahlendes Leuchtfeuer. Die
Kürbisse wirkten auf sie wie Blendgranaten. Während sich die
Bestien vor Schmerz die Augen wanden, stiegen mehr Menschen aus dem
Tunnel, alle mit Kürbissen und in unterschiedlichsten Kostümen.
Da waren weitere Gestalten in Masken, Hexen in Netzumhängen und mit spitzen Hüten, andere hatten sich einfach in einem furchteinflößenden Muster geschminkt. Gemeinsam bewegten sie sich auf das nächste Tor zu und blendeten
jede Kreatur, die ihnen entgegen kam. Sie hatten keine Mühe,
gemeinsam den schweren Holzbalken beiseite zu schieben, der das Tor
verriegelt hielt. Kaum dass sie das Stöhnen der sich öffnenden
Türen hörten, setzten sich die Karren in Bewegung, welche draußen warteten.
Die Menschen,
welche die Stadt durch die Tunnel infiltriert hatten, füllten Säcke
voller Kürbisse und verteilten sich dann. Sie gingen in kleinen
Grüppchen jede Straße ab und klopften an jede Tür, doch anstatt
etwas zu verlangen, wie es die Herrscher der Stadt jahrelang getan
hatten, drückten sie jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind einen
leuchtenden, ausgehöhlten Kürbis in die Hand, gemeinsam mit einem
Brief von Lumius persönlich, indem sie aufgefordert wurden,
ebenfalls auf die Straße zu gehen. Die Straßen wurden voller und
voller, fast niemand blieb zuhause. Man sah kleine Kinder, die auf
den Schultern ihrer Eltern saßen und Mini-Kürbisse in den Händen
hielten und Greise, die, zu schwach um selbst auf den Beinen zu
stehen, von wildfremden Menschen gestützt wurden. Von oben wirkte
die Menge wie ein glühender Strom Lava, der sich seinen Weg durch
die Stadt bahnte und in regelmäßigen Abständen durch neue Wogen
von Außen ergänzt wurde, wenn ein neues Tor geöffnet wurde.
Für den
Statthalter, der von seinem dunklen Turm aus auf die Stadt herunter
sah, wirkte es noch beunruhigender. Er sah die Menschen nicht, die da
langsam, ohne Eile durch die Straßen zogen. Er sah nur 150000 orange
leuchtende, grimmige Fratzen, die zu ihm heraufsahen, während die
Menge sich ihren Weg zum Hauptplatz bahnte und diesen langsam füllte.
Im Nu sah es so aus, als würde die gesamte Stadt aus einem einzigen
Lichtermeer bestehen. Einige Menschen waren auf Häuserdächer
geklettert, um dieser Illusion noch mehr Ausdruck zu verleihen. Der
Statthalter zitterte, als der Emotionscocktail aus Angst und Wut
durch seine Adern floss. Seine Truppen waren nicht darauf ausgelegt,
bei Licht zu kämpfen und es würde nur eine Zeit lang dauern, bis
der wütende Mob den Turm stürmen würde.
Doch die Menge
rührte sich nicht. Sie unternahmen keinen Versuch, sich die Macht zu
sichern und das Monument zu stürmen, das der Statthalter sich
erbauen ließ. Im Gegenteil. Sie blieben auf dem Platz und bildeten
kleine Gruppen, die sich um selbst entzündete Feuer gesellten und
Lieder sangen,
während um sie
herum spielende Kinder um herliefen. Menschen, die sich noch nie
zuvor gesehen hatten teilten sich in dieser Nacht ihr Essen, ihren
Wein oder ihre wärmenden Decken, wenn sie etwas weiter vom Feuer
entfernt waren. Sie hatten in dieser Nacht eine Stadt erobert, ohne
einen Tropfen Blut zu vergießen und die Menschen hatten über die
Dämonen gesiegt. Und über ihre Angst.
Hey :D
ReplyDeleteDas ist cool. Echt cool!
Was anderes fällt mir dazu gerade echt nicht ein xD
Diese Idee o.o und dieses Bild im Kopf dazu o.o Ich bin völlig fasziniert o.o
ehrlich, ich werde noch voll der Fan von dir, ich spüre das schon o.o
ich sollte jetzt das nächste Kinder der Kälte Kapitel lesen :P
Aber ein bisschen mehr muss ich hierzu jetzt schon schreiben^^
Also von der Hauptstory und so weiß ich ja nichts (wenn ich etwas wissen sollte, hab ich's vergessen ;D), aber das war ja auch gar nicht wichtig :) man brauchte überhaupt kein Vorwissen, um irgendwas zu verstehen, was bei einer Kurzgeschichte auch ziemlich wichtig ist. Du hast alles kurz in ein paar Sätzen erklärt und es war sofort klar :) (Sowas bekomme ich eher nicht so gut hin ;D deswegen finde ich das umso toller^^)
Joa und auch sonst, wie Lumius auf die Idee überhaupt erst kommt und wie du Halloween und diese Story verbunden hast und das Alles *-*
das Einzige, was mich jetzt ein bisschen irritiert hat, sind einmal wieder die Absätze und dann noch die Stelle, wo Lumius das erste Mal auftaucht. Da ist irgendwie nicht so ganz klar, ob er jetzt der 15. Jährige Blonde ist o.O also zumindest ich war da ein bisschen verwirrt
aber ansonsten: echt klasse Kurzgeschichte, gefällt mir sehr, sehr gut, auch der Hintergedanke mit der friedlichen Eroberung/Protest :)
LG