Saturday, July 9, 2011

claw

Ich habe gestern versprochen, dass ich hier ein Fragment meiner Geschichte "Wer ist CLAW" reinstelle.

Hier ist es:

Vorab eine Erklärung zu den Namen:

Dima=Hauptperson
Kostja=sein Cousin

"Ich stehe vor dem Schulgebäude und atme tief durch. Dann werfe ich einen Blick auf die Markierung, die ich mir mit Kugelschreiber auf den Zeigefinger geschrieben habe.
„Ihr Name“, steht da auf russisch. Ich bin jetzt schon nervös. Wie aufgeregt werde ich erst sein, wenn ich vor ihr stehe? Jemand klopft mir auf die Schulter. Aziz.
„Was los digga. Angst vor der Schule?“
„Nee...“
Einen Moment lang spiele ich mit dem Gedanken, ihm zu erzählen, was ich vorhabe. Aber ich entscheide mich dagegen.
Wir setzen uns in den Klassenraum. Ich blicke auf die beiden leeren Stühle neben mir. „Was ist mit Osman und Hakan?“
Aziz grinst.
„Die sind krank!“, sagt er dann. Der Lehrer betritt den Raum. Er stellt sich nach vorne und beginnt. Augenblicklich wird es still. Aber ich höre ihm nicht zu. Meine Gedanken kreisen um das rothaarige Mädchen. Wie wird sie wohl reagieren, wenn ich sie nach ihrem Namen frage? Soll ich sie direkt danach fragen oder unter einem Vorwand? Und was, wenn ich die gewünschte Information habe? Wie soll ich dann das Gespräch gestalten? Fragen über Fragen, die in meinem Kopf umherfliegen, wie ein aufgescheuchter Wespenschwarm. Ab und an zwinge ich mich zurück in die Realität, wenn der Lehrer jemanden in meiner Nähe dran nimmt. Schließlich will ich nicht hilflos da stehen, wenn er mich fragt. Plötzlich läutet es. Ich schrecke hoch. Die Stunde ist vorbei. Jetzt schon? Ich blicke auf die Uhr. Nein. Nur die erste Stunde ist um. 45 Minuten noch. Ich verbringe sie, wie auf heißen Kohlen. Alle paar Minuten werfe ich einen Blick auf die Uhr. Die Zeit kriecht so langsam. Als sei sie ein unendlich langes Gummiband, das von einer unbekannten Macht gedehnt wird. Um meinen Erfolg hinauszuzögern. Oder mein Scheitern. Endlich ! Der Gong. Ich schnelle hoch, schreibe mir eilig die Hausaufgabe auf den Heftrücken, lasse es im Ranzen verschwinden, und stürme aus dem Raum. Die Suche beginnt. Meine Augen werden zu Scannern, die die Umgebung nach roten Haaren abtasten. Ich lasse meinen Blick schweifen. Nichts. Ich blicke in die andere Seite des Ganges. Auch nichts.
„Ey.“
Aziz steht neben mir.
„Lass mal Pausenhalle gehen!“
„Nee, ich mache mich mit der Schule vertraut!“
„Achso. Soll ich dich 'rumführen?“
„Danke, ich komme allein klar.“
„Okay, dann nicht!“
Er geht.
Mein Scanner ist immer noch nicht angesprungen. Dann muss ich wohl auf den Schulhof.
Draußen regnet es. Jeder, der eine Kapuze hat, zieht sie an. Das erschwert mir die Suche.
Mein Blick schweift über die Umgebung, sucht, beobachtet, scannt...da! Rote Haare. Passt. Statur. Passt. Das muss sie sein. Eine Woge Adrenalin durchflutet meinen Körper. Ich setze mich in Bewegung...und stoße mit jemandem zusammen.
„Ey du Blindfisch!“
Es ist der Typ von gestern. Er schubst mich. Ich blicke mich um. Das Mädchen ist verschwunden. Danke sehr.
„Du Bastard, entschuldige dich!“
Er packt mich am Kragen. Um uns herum gruppieren sich Leute. Sie wollen Action sehen.
„Sorry...“
Er wirft mich zu Boden und täuscht einen Tritt vor.
„Nächstes Mal!“, flüstert er, und geht. Die Menschenmenge löst sich auf. Jemand reicht mir die Hand. Ich blicke hoch. Es ist Yura.
„Was machst du denn hier?“
„Ich gehe hier zur Schule.“, sagt er.
„Echt?“
„Ja, ich bin eine Klasse über dir!“
Er sieht zu dem Typen herüber, der mich niedergeworfen hat.
„Gegen diesen Kackvogel muss etwas unternommen werden! Wann hast du Schulschluss?“
„Nach der sechsten, wieso?“
Er reibt sich das Kinn.
„Dann muss ich halt schwänzen...“
In diesem Moment gongt es. Yura zeigt sich davon unbeeindruckt und holt sein Handy hervor.
„Dima. Nächste Pause chillst du bei uns im Klassenraum! Geh jetzt!“


Hakan wartet bereits auf mich.
„Ey, van Damme, du hast deinen Titel verloren!“
„Wie meinst du das?“
„Ich habe gehört, du hast dich gefetzt!“
„Es war...ein Missverständnis.“
„Achso. Ein Missverständnis, bei dem du zu Boden geschubst wirst...“
Er legt mir seine Hand über die Schulter.
„Das nächste Mal, scheiß auf alles, digga. Hau ihn tot, man!“
„Jaja...“
Wir gehen rein. Frau Kindt ist bereits im Klassenraum. Als erstes verteilt sie Bücher.
„Faust“, von Goethe. Klingt interessant. Aziz stößt mich an.
„Jetzt schreiben die schon Bücher über Körperteile, digga!“
Ich runzle die Stirn. War Faust nicht der Name einer Person?
Aber erst einmal beschäftigen wir uns weiter mit „Frühlings Erwachen“. Leider. Ich hatte mich so darauf gefreut, „Faust“ zu lesen. „Frühlings Erwachen“ heißt für mich „schweigen und schlafen“. Die Arbeit wurde schon geschrieben, und da ich das Buch nicht gelesen habe (und laut Aziz auch nicht lesen sollte), kann ich mich nicht am Unterricht beteiligen. Stattdessen versuche ich, die Goblins von den Graffitti zu reproduzieren. Aziz schaut mir dabei begeistert zu. Endlich beendet Frau Schwan den Unterricht. Jetzt gehe ich also zu Yura hoch...moment. Was ist mit dem Mädchen? Daran habe ich gar nicht gedacht. Ich trotte auf die Treppe zu und steige mechanisch die Stufen empor. Heute werde ich die benötigte Information wohl nicht mehr beschaffen können. Das Zitat vom Graffiti kommt mir in den Sinn. „You will never get the one you want!“ Ach quatsch. Morgen ist auch noch ein Tag...
Auf halber Strecke bleibe ich stehen. Und schlucke. Das Mädchen kommt mir entgegen.
Mein Herz schaltet in den overdrive-Modus. Tieeef durchatmen. Dann gehe ich auf sie zu.
„Hi..“
Sie bleibt stehen und lächelt mir zu.
Der Wespenschwarm in meinem Kopf ist verschwunden. Jetzt ist da nichts. Blackout. Ich komme mir vor, wie ein ferngesteuerter Roboter in einem Funkloch. Dabei will ich doch nur nach ihrem Namen fragen. Auf einmal wird mir so warm, wahrscheinlich hat mein Kopf schon die Farbe eines Hummers angenommen. Sie steht immer noch da. Ihr geduldiger Blick zwingt mich, zu antworten.
„Ähm...“
Na komm. Sag es. Wie heißt du. Ist doch nicht so schwer.
„Dima!“
„Naja, ich gehe dann mal!“
Sie geht die Treppenstufen herunter. Verdammt!
Ich blicke hoch. Yura steht am Geländer. Ich schleppe mich die restlichen Stufen hoch.
„Wer war das?“
Ich sehe ihn wütend an.
Er nickt.
„Verstehe. Du wolltest sie anmachen, oder?“
„Ja. Danke, dass du es vermasselt hast!“
„Wenn ich nicht wäre, würdest du da jetzt noch rumstehen...“
„...und mit ihr reden!“
„Ja? Wieso hast du dann fünf Minuten lang geschwiegen?“
Da hat er Recht. Wieso sind die Worte nicht aus meinem Mund gekommen? Nicht nur, dass ich mich jetzt vor ihr bis auf die Knochen blamiert habe, Yura hat auch noch alles mit bekommen.
Wäre das Leben ein Spiel, hätte ich den Level „Treppe“ neu gestartet.
„Egal, vergiss sie. Komm mit!“
Vergessen ? Wäre schön. Geht leider schlecht. Ich denke die beiden darauf folgenden Unterrichtsstunden nur an mein Versagen. Die fast verwischte Markierung an meinem Finger erinnert mich ständig daran.

Als ich die Schule verlasse, staune ich: Kostja, Roman und Yura stehen vor dem Gebäude. Als sie mich sehen, kommen sie auf mich zu.
„Ich habe gehört, du hattest heute Stress!“
„Ähm...“ Ja, im Prinzip stimmt das.
„Zeig uns diesen Hurensohn!“
Roman knackt mit den Fingern. Sind die beiden hier, um ihn zu hauen? Vor allen Leuten ?
„Da!“ Yura zeigt in die Menge. Tatsächlich. Das ist er. Kostja geht auf ihn zu. Ich blicke mich um. Links von uns ist der Lehrerparkplatz. Was, wenn uns einer sieht?
„Ey Dima.“ Kostja ruft mich zu sich.
„Der Typ sagt, ihr hattet keinen Streit!“
„Doch, hatten sie. Er hat Dima rumgeschubst!“
Wieder kommt Yura mir zuvor.
Kostja schubst den Typen.
„Jetzt habe ich dich auch geschubst. Was jetzt?“
Er schubst ihn noch einmal.
„Was jetzt, hä?“ Einige Leute umstellen die beiden schon. Kostja packt den Typen am Kragen. „Nächstes Mal wirst du leiden.“
Er dreht sich um und geht. Auch Roman und Kostja gehen. Der Kerl sieht mich an.
„Morgen bist du tot!“, zischt er. Etwas zu laut, denn im selben Moment stürmt Kostja auf ihn zu. Mit einem Sprungkick holt er ihn von den Beinen und setzt sich auf ihn. Dann schlägt er zu. Nur ein Mal. Er steht auf und legt mir die Hand auf die Schulter.
„Jetzt hast du Ruhe!“ "


Über eine Rückmeldung würde ich mich freuen.

Bis bald

lg, vulture


Der Witz: Was macht ein Clown im Büro ? Faxen!

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